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Erzieher spielen doch nur den ganzen Tag?

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In meinem Schulbuch für die Ausbildung zum Erzieher steht drin:

„Wofür brauchen Erzieher eine Ausbildung? Die spielen doch nur den ganzen Tag“ Welche Erfahrungen haben Sie mit solchen und ähnlichen Aussagen gemacht? Formulieren sie eine Entgegnung.

Cornelsen, Erzieherinnen und Erzieher, Band 2, 2020, Seite 232

Dann will ich das mal tun:

Einerseits stimmt es, dass pädagogische Fachkräfte mit Kindern spielen. Das gehört mit zu dem Aufgabenbereich. Andererseits gehen die Aufgaben deutlich weiter als NUR zu spielen.

Wir begleiten die Kinder beim Lernen, beim Entwickeln und bei dem Entdecken der Welt, wir unterstützen sie bei Konflikten, geben ihnen Regeln und Grenzen, zeigen ihnen Konsequenzen auf, geben ihnen Impulse dazu, ihre Umwelt kennen zu lernen und ihre eigenen Fähigkeiten zu erweitern.

Dabei gehört das Spiel grundsätzlich mit dazu. Beim Spielen erweitern Kinder ihre Fähigkeiten enorm. Insbesondere beim freien Spiel entwickeln sie zum Beispiel emotionale und soziale Fähigkeiten, die sie in ihrem Leben brauchen. Wer zum Beispiel nie richtig streiten gelernt hat, wird es auch als Erwachsener nicht können. Wer als Kind lernt, Kompromisse einzugehen, Lösungen zu suchen und zu finden und das richtige Gleichgewicht zwischen Durchsetzungsvermößen und Zurückhaltung zu nutzen, hat es im späteren Leben deutlich einfacher.
Im Spiel können Kinder sich ausprobieren, ohne dass ihr Handeln Konsequenzen hat (solange Rahmenbedingungen nicht verletzt werden) und so ihre eigenen Grenzen kennen lernen und erweitern.

Natürlich bauen wir als pädagogische Fachkräfte auch Beziehungen zu den Kindern auf. Ich kann ein Kind deutlich besser betreuen und für sein Wohl sorgen, wenn ich es kenne und es mich auch kennt. Das Kind weiß, wo die Grenzen sind und welche Freiheiten es hat. Es lernt, für seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse einzustehen, kann aber auch erkennen, wann eine Grenze erreicht ist.
Ich kann, wenn ich das Kind kenne, erkennen, welche Bedürfnisse es hat, wann eine Intervention meinerseits notwendig ist (um zum Beispiel in einem Streit schwere Verletzungen zu verhindern) und welche Methoden ich einsetzen kann, um dem Kind und mir Ärger und Gewalt zu ersparen.

Dazu beobachten wir, als pädagogische Fachkräfte, die Kinder aktiv und erkennen, welche Intressen und Fähigkeiten sie haben und welche Unterstützung sie benötigen, um andere Fähigkeiten zu erlernen. Dabei haben wir auch einen regen Kontakt mit den Eltern und unterstützen sie bei der Betreuung und Begleitung der Kinder. Natürlich brauchen wir als Fachpersonal auch die Unterstützung der Eltern. Sie kennen ihre eigenen Kinder meist besser als jeder andere Mensch.

Dabei bleibt es nicht aus, dass auch Reibereien entstehen, Vorurteile geäußert werden oder Missverständnisse zu Kommunikationsschwierigkeiten werden. Diese müssen dann behandelt und besprochen werden. Vertrauensvolle Kommunikation ist dabei sehr wichtig.

Also: Ja, als Erzieher spiele ich mit Kindern und das ist gut und förderlich für die Kinder. Ich mache aber auch noch viel mehr. Und das ist ebenso gut.